Die Ausstellung "Porträtiert. Das Menschenbild in der Lithografie von Otto Dix und der Malerei von Eleonore Frey-Hanken" wird am Freitag, 1. April 2011, um 19.00 Uhr eröffnet. Es spricht: Monika Spiller, Heiligenberg.
In diesem Kontext ist es interessant, sich zu vergegenwärtigen, dass die Porträtkunst in der Moderne eine regelrechte "Renaissance" erlebt. Die Maler des 20. Jahrhunderts haben in ihren expressiven Darstellungsmöglichkeiten für ein „neues Menschenbild“ freie Hand. Wobei Malerei und Zeichnung den Künstlern je eigene Ausdrucksvariablen bereitstellen. Man begibt sich auf ein spannendes Terrain, wenn man die Porträtkunst von Otto Dix (1891- 1969) und Eleonore Frey-Hanken (1927-1975) einander gegenüberstellt. Hier der bedeutende Maler des 20. Jahrhunderts. Dort die zu ihrer Zeit völlig unterschätzte Künstlerin. Beide waren hervorragende Porträtisten, kannten sich und haben sich gegenseitig verewigt. Otto Dix bannt die Malerkollegin im Jahr 1962 im Bildnis „Frau Eleonore Frey I“ auf die Leinwand. (Sowie ein Jahr später in einer ähnlichen Fassung mit verändertem Hintergrund). Gemälde, die den Betrachter faszinieren. Wegen der Rückkehr des Künstlers Dix zur „zur Primamalerei, d.h. zur großen Form, zum sichtbar mitsprechenden Pinselstrich und zur Farbe, die wieder zum ‚Schrei’ wird“ (Otto Conzelmann). Die Porträts zeigen, wie Otto Dix die Malerin sah: als „eine herausfordernde Frau, sirenenhaft, stark und wild“ (Monika Spiller). Im Gegenzug porträtiert Eleonore Frey-Hanken die bedeutende Malerpersönlichkeit nahezu diabolisch, in facettenreichen Grüntönen. Sie platziert Otto Dix „en face“ an den unteren Rand ihres Gemäldes, dessen Hintergrund mit ockerfarbigen Kraftlinien, gestisch wild bewegt gestaltet ist. Ein Kunstwerk, das auch synonym steht für die malerische Ausdruckskraft von Otto Dix, die ihrerseits geprägt ist „vom Duktus eines ungebändigten Temperaments“ (Otto Conzelmann).
Eleonore Frey-Hanken, die von 1949 bis 1952 bei Wilhelm Schnarrenberger an der Kunstakademie Karlsruhe studierte, äußert sich über ihre Malerei: „Wenn ich einen Menschen malen will, (...) muss ich die Farbe finden, die zu ihm gehört. (...) Hinterher male ich ganz intuitiv und sehr schnell.“ Mit ihrem Werk bleibt sie der beginnenden Moderne verhaftet, nicht zuletzt mit der Kunst Vincent van Goghs. In ihrer Porträtkunst ist der Raum, welcher die dargestellte Person umgibt, ebenso essentiell wie der Porträtierte selbst. Er bildet einen Resonanzraum für die geistig-spirituellen und psychischen Schwingungen des menschlichen Motivs.