Page 162 - 40 Jahre Galerie Ewald Schrade - Von der Freude mit der Kunst zu leben
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Robert Schad









                         Für Robert Schad hatte ich als künstlerischer Leiter der
                            städtischen Galerie Bad Waldsee seine allererste
                         Ausstellung ausgerichtet. Robert Schad und ich gaben
                       uns sehr viel Mühe, in der „Kleinen Galerie“ die damals
                          noch sehr filigranen Arbeiten exakt zu platzieren, um
                          ein gutes Arrangement für den schmalen und langen
                        Raum zu finden. Als ich am Sonntagvormittag noch vor
                          der Eröffnung in Bad Waldsee ankam, fand ich alle
                       Skulpturen aufeinander gestapelt auf einer Nebenfläche.
                        Dabei hatte ich - Schlimmes ahnend - dem Hausmeister
                       dringlich eingeschärft, den Raum nicht mit Putzmaschinen
                           zu bearbeiten, weil das die Ausstellungskonzeption
                       gefährden würde. Trotz dieser Ermahnung fand ich beim   1953 in Ravensburg geboren
                           Betreten der Galerie einen leeren Raum vor, in dem
                        nur noch zwölf drei Meter lange Metallrundstäbe leicht   1980–1981 Stipendium des DAAD für einen
                        schräg an der Wand lehnten. Als ich noch mit meinem   Studienaufenthalt in Porto, Portugal
                            Groll über die weggeräumten Skulpturen kämpfte,   1984 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
                        kam ein Ehepaar mit einem zehnjährigen Sohn, der zu   1985 Förderpreis der Stadt Wolfsburg; Kunstpreis der
                         seinem eigenen Schreck eine der Stahlstangen streifte,   Stadt Nordhorn; 1. Menció im 15. Internationalen Preis
                           worauf alle im Domino-Effekt mit lautem Getöse auf   für Zeichnung Joan Miró, Barcelona
                        den Steinboden krachten. Etwa zeitgleich betrat Robert   1987 Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn
                      Schad die heiligen Hallen, der voller Stolz auf seine erste   1988 Stipendium der Cité Internationale des Arts, Paris;
                        Ausstellung mit seiner ganzen Verwandtschaft angereist   Wilhelm-Lehmbruck-Stipendium der Stadt Duisburg
                        kam. Wir standen dann gemeinsam in dem Chaos und   2003 Gründung des Parc de Sculpture de Larians
                        beschlossen, die Ausstellung nicht mehr neu zu ordnen,
                        sondern spontan aus der Vernissage eine Finissage mit   lebt und arbeitet in Larians, Frankreich
                           langer Diskussion über Achtung vor Kunstwerken zu
                          machen. Damit ist die erste Robert-Schad-Ausstellung
                       sowohl für ihn als auch für mich die kürzeste aber sicher
                        auch unvergesslichste. Eine Wiedergutmachung für uns
                          beide war dann 1990 bei mir auf Schloß Mochental
                      eine grandiose Ausstellung mit neuen und inzwischen sehr
                         schwer gewordenen Stahlskulpturen und Zeichnungen.
                        So sind wir bis zum heutigen Tage enge Wegbegleiter
                              geblieben und erinnern uns immer gern an die
                                                Waldseer Geschichte.



                                                                           Robert-Schad-Ausstellung im Hubertussaal


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