Page 164 - 40 Jahre Galerie Ewald Schrade - Von der Freude mit der Kunst zu leben
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Heinz Schanz
Dem Werk des aus Reutlingen stammenden und in
Karlsruhe lebenden Heinz Schanz begegnete ich zum
ersten Mal bei der 21. Jahresausstellung des Künstler-
bundes Baden-Württemberg im Badischen Kunstverein im
April 1975. Voller Begeisterung habe ich sofort Kontakt zu
Heinz Schanz aufgenommen. Der Künstler war allerdings
nicht unkompliziert, so dass ich ihn erst in mühe-
vollen Gesprächen dafür gewinnen konnte, bereits im Juni
1975 eine Ausstellung in der Schloßhofgalerie
Kißlegg zu machen. Die Tatsache, dass Heinz Schanz
eine Ausstellung machte, war für viele verblüffend. So
auch für Shmuel Shapiro, der bei seinem ersten Besuch
in Kißlegg zu mir sagte: „Du wirst ja alles machen Heinz Schanz in Kißlegg
können, aber Du wirst nicht hinbekommen zu machen
eine Ausstellung mit meine Freund Schanz“. Ich konnte
ihm aber sagen: „Lieber Herr Shapiro, ich habe bereits
eine Ausstellung mit Heinz Schanz gemacht“. Worauf 1927 in Genkingen geboren
der sagte: „Das ist ein Wunder!“ Das fand ich jedoch
nicht, denn ich hatte mit Heinz Schanz eigentlich einen absolviert eine Zimmermannslehre, wird zum Kriegsdienst
Künstler ausgestellt, der sich darüber sehr freute. Mit eingezogen und macht eine Lehre als Landschaftsgärtner
seiner Tochter Bettina reiste er fast wie Urlauber an und 1952–1953 Unterricht bei HAP Grieshaber
fühlte sich am Zeller See bei uns sehr wohl. Bei der später an der Bernsteinschule
entstandenen Winterakademie Schloß Kißlegg über- 1956–1960 Studium an der Akademie der bildenden
nahm Heinz Schanz sogar eine Klasse für Holzschnitt. Künste, Karlsruhe
Der scheue Künstler wunderte sich damals, dass er so 1977 Villa-Romana-Preis, Florenz
etwas überhaupt hinbekam. Als Schanz 1977 den Villa- 1978 Stipendium der Villa Massimo, Rom
Romana-Preis erhielt, besuchte ich ihn zusammen mit Erich 1981 Stipendium in Ekely, Oslo; Förderpreis
Mansen und Thomas Teschemacher gleich zu Beginn des des Künstlerbundes Baden-Württemberg
Stipendiums in Florenz. Auch ein gemeinsamer Besuch auf 1990 Kunstpreis der Stadt Stuttgart
dem Anwesen von Horst Antes machte ihm viel Freude. 1993 Oberschwäbischer Kunstpreis
In den folgenden Jahren gab es viele Ausstellungsprojekte
an meinen verschiedenen Standorten. Als ich 1999 in 2003 in Karlsruhe verstorben
Karlsruhe meine Dependance eröffnete, haben wir uns bis
zu seinem Tode 2003 häufig getroffen. Bis heute freue ich
mich an meinen Schanz-Bildern und denke sehr gerne an
diesen großen Zeitzeugen der Grieshaber-Ära zurück. Er
hatte auch immer wieder eine Geschichte auf Lager. Wie
zum Beispiel die von einer Besucherin Grieshabers, die ab
und an „mit einer verknuddelten Bluse“ aus dessen Atelier
gekommen sei.
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