Page 14 - 40 Jahre Galerie Ewald Schrade - Von der Freude mit der Kunst zu leben
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Ugge Bärtle









                       Ugge Bärtles künstlerisches Schaffen hat mich schon vor
                       meiner Galerie-Zeit interessiert. Deshalb freute mich seine
                       Bereitschaft sehr, 1972 in meiner noch jungen Reutlinger
                          Galerie auszustellen. Die Ausstellung wurde von dem
                           Schriftsteller Gerd Gaiser eröffnet. Mit Schmunzeln
                        denke ich heute noch manchmal an die Rede Gaisers.
                         Er begann seinen Vortrag mit der Anrede „Mein lieber
                       Ugge“. Als er ihn aber nicht erblicken konnte, weil Ugge
                         Bärtle ganz in der hintersten Ecke stand, sagte Gaiser,
                                                                           Ugge Bärtle mit Ewald Schrade in Mochental
                        der wohl die Zurückhaltung Bärtles kannte: „Wo hat er
                        sich denn wieder versteckt?“ Darauf hob Ugge zaghaft
                       einen Finger und sagte kaum hörbar: „Hier“. Im Oktober
                      1973 sprach wiederum Gaiser zur Eröffnungs-Ausstellung   1907 in Tübingen geboren
                        in der Schloßhofgalerie Kißlegg mit Werken von Bärtle
                       und Erich Mansen. 1977 wurde mit Bärtle-Werken mein   1925 Bildhauerlehre in Tübingen
                         Skulpturenpark in Kißlegg eröffnet. Auch in Mochental   1928 Studium an der Akademie der bildenden Künste
                          waren von 1987 an mehrere Bärtle-Ausstellungen zu   in München, Schüler von Prof. Wackerle
                       sehen. Mit einer großen Gedächtnis-Ausstellung erinnerte   1929 auf der Walz in Italien
                             ich 1997 in Mochental an das Werk des 1990   1930–1933 Fortsetzung des Akademiestudiums in
                       verstorbenen Künstlers. Gerne denke ich an die Besuche   München, Meisterschüler von Prof. Wackerle
                            bei dieser beeindruckenden Künstlerpersönlichkeit   1933 Preis der Stadt München für den
                              in dessen Tübinger Atelier mit dem charmanten   „Stehenden Jüngling Georg“
                           Skulpturengarten zurück. Dort habe ich mit ihm bei   1940 Soldat in Frankreich
                      manchem Glas Most viele Gespräche über Kunst geführt.   1945/1946 in französischer Kriegsgefangenschaft
                                                                         1949 Mitglied der Notgemeinschaft
                                                                         Tübingen/Reutlinger Künstler
                                                                         1951 Gründung der Künstlergemeinschaft Ellipse
                                                                         in Tübingen
                                                                         Ab 1954 Studienreisen und Studienaufenthalte in Paris,
                                                                         London, Barcelona, New York, Island, Moskau,
                                                                         Leningrad, England, Schottland, Madrid und Wien

                                                                         1990 in Tübingen verstorben






                                                                         Reiter VII
                                                                         1963/64 · Bronze (WV 114 63–64) · 155 x 126 x 58 cm


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