Page 26 - 40 Jahre Galerie Ewald Schrade - Von der Freude mit der Kunst zu leben
P. 26
Otto Dix
Meine erste Otto-Dix-Ausstellung 1991 habe ich mit der 1891 in Gera geboren
Künstler-Witwe Martha und seiner ehemaligen Sekretärin
Frau Mayer-Kaupp im Wohn- und Atelierhaus von Otto 1905–1909 Lehre als Dekorationsmaler
Dix in Hemmenhofen zusammen gestellt. Zum damaligen 1909–1914 ermöglicht ein Stipendium des Fürsten von
Zeitpunkt war die Höri am westlichen Bodensee ein Reuß Otto Dix das Studium an der Kunstgewerbeschule
ständiges Ziel meiner galeristischen Auswärtstermine, da in Dresden
auch Erich Heckel und Walter Herzger dort beheimatet 1914–1918 meldet sich Dix im Ersten Weltkrieg freiwillig
waren. Bei den Besuchen im Hause Dix wurde ich von zum Kriegsdienst
Frau Martha mit ihrer tiefen Stimme immer freundlichst 1919 Gründung der Gruppe „Gruppe 1919“ der
empfangen. Immer noch habe ich das schöne Dresdner-Secession gemeinsam mit Conrad Felixmüller
Wohnzimmer mit den grandiosen Bildern vor Augen, 1920 Dix malt kritische, dadaistische Gesellschafts-Collagen
unter denen Martha Dix „ein Konjäckchen trank und ein 1922 Übersiedlung nach Düsseldorf
Zigärrchen rauchte“ und dabei von den schönen Zeiten 1925–1927 Dix lebt und arbeitet wieder in Berlin, wo
erzählte, als ihr Mann noch im Haus arbeitete, und sich seine kritisch-analytische Malerei ihren Höhepunkt erreicht
dort die Kunstwelt die Türklinke in die Hand gab. 1927–1933 Professur an der Kunstakademie in Dresden
Ich stellte damals eine Ausstellung für die Galerie in 1933 Entlassung aus der Lehrtätigkeit durch die National-
Kißlegg mit sage und schreibe 48 Ölgemälden aus dem sozialisten. Dix sieht sich gezwungen, Dresden zu verlas-
Spätwerk zusammen. Heute wäre an so etwas sen und nach Schloß Randegg bei Singen umzuziehen
überhaupt nicht mehr zu denken. Parallel zu meiner 1936 Übersiedlung nach Hemmenhofen am Bodensee
Präsentation in der Schloßhofgalerie veranstaltete die 1937 seine Werke werden von den Nationalsozialisten
Kreissparkasse Ravensburg eine Ausstellung mit dem als „entartete Kunst“ diffamiert, 260 von ihnen werden
druckgrafischen Werk, so dass Oberschwaben ein aus deutschen Museen beschlagnahmt, verkauft und zum
richtiges Dix-Jahr erlebte. Es folgten mehrere Teil verbrannt
Einzelausstellungen in Lindau und Mochental. 1939 Vorübergehende Verhaftung nach einem Attentat
auf Adolf Hitler, mit dem Dix in Verbindung gebracht wird
1945 Dix wird zum „Volkssturm“ eingezogen und gerät
im Elsaß in Gefangenschaft
1959 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
1969 in Singen verstorben
Ausstellung „Porträtiert“, Otto Dix und Eleonore Frey-Hanken in Karlsruhe
22